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Craft Beer aus Bayern

Craft Beer ist zurzeit in aller Munde. Wie reagieren die bayerischen Bierbrauer auf diesen Trend? Walter König, Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds, erklärt, warum Craft-Beer in Bayern schon lange Tradition hat und warum die Bierbrauer ihre Kreativität derzeit ausleben wie noch nie.

Walter König ist Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbunds (Bild: Bayerischer Brauerbund e.V.)

Die "Craft-Beer-Bewegung" hat Deutschland erreicht. Wie reagieren die bayerischen Bierbrauer auf diesen Trend?

Walter König: Ganz unterschiedlich. Für viele Brauer ist Craft Beer ein neuer Begriff für das, was sie schon immer gemacht haben. Andere Brauer sehen diesen Trend eher als Aufforderung. Das heißt, die Braukunst dem Verbraucher neu zu demonstrieren, Kreativität auszuleben und andere Wege zu gehen, ohne jedoch die Grenzen des Bayerischen Reinheitsgebots aufzuweichen.

Was macht einen Craft-Beer-Hersteller aus?

König: Craft bedeutet eigentlich handwerklich. In Deutschland kann man eine "Craft Brewery" nicht wie in den USA an der Größe der Brauerei, an deren Besitzverhältnissen oder an dem Grad der Automatisierung festmachen. Denn nicht einmal in der kleinsten Brauerei in Bayern rührt der Braumeister seinen Sud noch mit dem "Kochlöffel" um. 

Craft Beer ist, meiner Meinung nach, eine Haltung und eine Leidenschaft zur Herstellung des Bieres. Diese beginnt bei der Rohstoffauswahl: Wo bekomme ich dauerhaft und nachhaltig meine Hopfen- oder Gerstensorten, um mein ganz besonderes Bier zu brauen? Wie bringe ich neue Geschmacksrichtungen in meine Biere, ohne das Reinheitsgebot zu missachten? Monatelang testen die Brauer ihre neuen Kreationen, bevor sie sie auf den Markt bringen. Hier sprechen wir auch von Craft Beer in Deutschland und in Bayern.

Hopfen und Malz, Gott erhalt's! (Bild: Bayerischer Brauerbund e.V.)

Inwieweit dürfen die Brauer experimentierfreudig sein, ohne das Reinheitsgebot zu verletzen? Welche Möglichkeiten haben sie?

König: Die Kreativität innerhalb des Bayerischen Reinheitsgebots ist immens! Brauer setzen auf besondere Hopfen- und Malzsorten. Wir verfügen hierzulande über sehr viele Malzsorten - vom sehr hellen Pilsenmalz bis hin zum tiefschwarzen Röstmalz, das wie Kaffee aussieht.

Und es gibt immer wieder innovative Mälzungs- und Darrverfahren, die ganz neue Aromen ins Bier bringen. Neue Kreuzungen in der Hopfenzüchtung bringen Zuchtstämme hervor, die ganz natürlich für fruchtige oder gewürzartige Noten im Bier sorgen. 

50 Malzsorten und ca. 40 Hopfensorten - hier wird die Bandbreite immer größer - Hunderte von Hefestämmen geben dem Bier über die Gärung verschiedene geschmackliche Komponenten.

Die Bierbrauer haben somit innerhalb des Reinheitsgebots viele Möglichkeiten noch gar nicht ausprobiert, so dass sie noch tausende Biere machen können, die wir noch nicht kennen.

"Unsere traditionellen Bierspezialitäten gelten ebenso als Craft-Biere"

Bayern besitzt eine Vielfalt an Brauereien, die handwerklich arbeiten. Warum werden ihre Biere nicht als "Craft-Biere" bezeichnet?

König: Bayern hat mit über 40 Biersorten und darunter unzählige regionale und saisonale Spezialitäten sogar die größte Biervielfalt auf der ganzen Welt! Nun kommt die Craft-Beer-Welle aus Amerika herübergeschwappt.

Der Verbraucher hierzulande denkt, dass nur Biersorten wie Ales, Indian Pale Ale (IPA), Porters, Stouts, hopfengestopfte Biere oder Sauerbiere zu den sogenannten Craft-Bieren gehören.

Sie schließen die Biersorten aus, die in Bayern lange Tradition haben. Aber unsere traditionellen Bierspezialitäten gelten ebenso als Craft-Biere. Sobald man Deutschland verlässt, wird das auch so gesehen - vor allem in Ländern, die bayerisches Bier importieren.

"Das Reinheitsgebot ist mehr Wert denn je" (Bild: Bayerischer Brauerbund e.V.)

Eine provokante Frage zum Schluss: Brauchen wir das Reinheitsgebot noch?

König: Ja, es ist sogar mehr Wert den je! Doch gerade vor dem Hintergrund der Craft-Beer-Bewegung kommt immer wieder die Frage auf, ob das Reinheitsgebot noch zeitgemäß ist oder ob es ein Bremsklotz für die Kreativität darstellt.

Diese Frage sprechen wir ganz offen an. Ich sehe das Bayerische Reinheitsgebot als den Grundstein für den guten Ruf, den das bayerische Bier weltweit genießt. Über 20 Prozent des Biers, das in Bayern produziert wird, geht ins Ausland. Dieser Exportanteil steigt von Jahr zu Jahr. 

Es gibt viele Lebensmittelhersteller und Länder, die uns um das Reinheitsgebot beneiden, auch wenn es manche für überholt halten. Brauereien, die ein Spezialgetränk wie Frucht- oder Gewürzbier herstellen wollen, können das im Zuge eines Biermischgetränks tun, dürfen es halt nicht Bier nennen. Denn Bier soll in Bayern ein unverfälscht reines Getränk bleiben, bei dem man nicht erst die Zutatenliste lesen muss.

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